Samstag, 30. Mai 2015

Wombat goes Walkabout von Michael Morpurgo und Christian Birmingham

"I dig a lot and I think a lot". Diese Aussage stammt weder von Wikileaks, noch aus der aktuellen BND-Affäre. Vielmehr handelt es sich um eine Selbstcharakterisierung von Michael Morpurgos (http://michaelmorpurgo.com/books/wombat-goes-walkabout) Wombat in dem Bilderbuch "Wombat goes Walkabout". Es handelt von einem Wombatbaby das seine Mutter verliert. Auf der Suche nach ihr trifft es auf verschiedene Tiere und einen Jungen. Sie alle können tolle Sachen: fliegen, hüpfen, rennen, jagen etc. Das Wombatbaby wird für seine "mickrigen" Fähigkeiten verspottet, bis, ja bis im Busch ein Buschbrand ausbricht, dem niemand entkommen kann. Da hat das Wombatbaby eine Idee und gräbt ein Loch - genau so, wie Wombats es in freier Wildbahn tun. Darin finden alle Tiere und der Junge Platz und gemeinsam überleben sie das Feuer. Der kleine Wombat wird zum Lebensretter und danach in die Gruppe integriert. Als Dankeschön helfen die Tiere und der Junge dem Wombat seine Mutter zu finden, was schließlich auch gelingt. Am Ende hat das Buch für alle ein Happy End. Der kleine Wombat findet nicht nur seine Mutter wieder, sondern er hat auch viele neue Freunde gefunden. Das großartige Bilderbuch eignet sich hervorragend zum Vorlesen. Es spricht den Leser auf einer emotionalen Ebene an. Aus gemeinsamen Bangen mit dem Protagonisten wird am Ende gemeinsame und überschwängliche Freude. Das Bilderbuch vermittelt Werte wie Freundschaft und Zusammenhalt und stärkt das Selbstbewusstsein. "Wombat goes Walkabout" überzeugt auch durch eine großartige Illustration mit einer für Bilderbücher eher ungewöhnlichen Pastelltechnik, die den Druck auch ein wenig zu überfordern scheint. Obwohl mir nicht bekannt ist, dass die Illustrationen als großformatige Poster verkauft werden, hätte ich schon lange gerne ein solches Poster. Jedes Kinderzimmer würde dadurch deutlich aufgewertet. Vermutlich könnte der Verlag mit Postern mehr verdienen, als mit dem einzigartigen Bilderbuch. Leider gibt es von Morpurgos Buch keine deutsche Übersetzung. Vermutlich wird es auch nie eine geben, weil das Buch "sehr australisch" ist und nicht so gefällig daherkommt, wie "Diary of a Wombat", über das ich früher schon einmal geschrieben habe.
    

Freitag, 29. Mai 2015

Nessie - The Loch Ness Monster von Richard Bassey

Jeder kennt die klassischen Zahlen- und Formenbilderbücher für Kleinkinder. Kürzlich hat meine Tochter ein "First Counting Book" aus San Francisco geschenkt bekommen. Die Zahl 1 wird symbolisiert durch die Golden Gate Bridge, die Zahl 5 durch fünf Cable Cars usw. Die Idee ist so einfach wie genial. Das perfekte Mitbringsel, für das der Tourist bereit ist, sogar noch ordentlich dafür zu bezahlen. Die Idee lässt sich auf jede beliebige Stadt übertragen. Noch eine Schippe drauf setzt jedoch Schottland. Dort hat Richard Bassey die Legende um das Monster von Loch Ness in ein Bilderbuch gepresst. Er erzählt eine Geschichte, die gleichermassen Kinder und Erwachsene anspricht. Perfekt zum Vorlesen, unterhaltsam und lustig und unglaublich lehrreich. Prädikat: sehr empfehlenswert. Auch diese Idee lässt sich ohne weiteres auf andere Städte übertragen. Voraussetzung natürlich, dass es eine erzählenswerte Legende gibt, aber welcher Ort hat die nicht? Also, Griffel spitzen und los schreiben. Viel Erfolg!
   

Donnerstag, 28. Mai 2015

Sandmännchen und Tatort

Bilderbuchautoren holen sich ja überall Anregungen. Zwei Tage ist es nun her, dass ich mit meinem Sohn das Sandmännchen geschaut habe. Für mich war es das erste Mal seit geschätzten 35 Jahren. Gut erinnere ich mich noch an die Diskussion nach der Wiedervereinigung, ob das Ost- oder das Westsandmännchen das neue bundesweite Sandmännchen werden wird. Obwohl beide Sandmännchen schon damals ordentlich betagt waren, sind nun noch einmal über 25 Jahre vergangen. Ich war ehrlich gesagt fassungslos, das Anno-dazumal-Sandstreuerchen unverändert zu sehen. Es ist ehrlich gesagt nicht mehr auszuhalten. Dringend ist eine Runderneuerung fällig. Passiert das nicht, wird das Sandmännchen schon bald ersatzlos gestrichen werden müssen, weil es für das nachrückende Publikum nicht mehr auszuhalten sein wird. Und wenn wir schon dabei sind: Auch der Tatortvorspann gehört dringend aufgepeppt. Und das bitte lieber schon morgen, als erst übermorgen. Was hat aber der Tatort mit Bilderbüchern zu tun? Das ist ganz einfach. Bei mir ist das so: Wenn der Tatort läuft, dann wird kein Bilderbuch geschrieben. Der beste Zeitpunkt, um ein neues Bilderbuch zu beginnen, ist jedoch direkt nach dem Tatort. Das Manuskript wird dann zwischen zwei Tatortsonntagen fertig gestellt. Dann liegt es acht Tatortsonntage, bis die erste Korrekturfassung erstellt wird. Dann wird es zum Korrekturlesen an eine/n Freund/in gegeben. Nachdem es zurück gekommen ist, werden Änderungen eingearbeitet. Dann liegt es für vier Tatortsonntage. Wenn es danach immer noch gefällt, dann ist Zeit für weitere Optimierungen und die Suche nach einem Verlag! Letzteres ist eine solche Ochsentour, dass einem echt die Lust vergehen könnte, wenn nicht immer mal wieder ein guter Tatort die Wartezeit verkürzt und versüsst.  

Dienstag, 26. Mai 2015

Endlich wieder zelten von Philip Waechter

Es sind Pfingstferien. Das bedeutet gleichzeitig, es ist die staureichste Zeit des Jahres. Spiegel Online empfiehlt für alle, die auf dem Weg in den Campingurlaub sind, das Buch "Endlich wieder zelten" von Philip Waechter, erschienen bei Beltz und Gelberg. 
Freunde von uns sind auch  in den Campingurlaub gefahren. Als Geschenk habe ich das Buch gekauft. Vermutlich denken viele so, denn es gibt sicherlich Millionen von Camper in Deutschland. An dieser Stelle meinen Glückwunsch an den Verlag, der vertriebstechnisch sicherlich eine goldrichtige Entscheidung getroffen hat. Für echte Camper ist nämlich nur Campingurlaub richtiger Urlaub. Diese militante Einstellung schafft Identität und Verbundenheit. Es kann davon ausgegangen werden, dass Tausende von grossen Campern das Buch nutzen werden, um ihren Kleinen das Campen näher zu bringen. Dafür wird zumindest die Vertriebspower von Beltz und Gelberg sorgen. Aber lohnt es sich wirklich das Buch zu kaufen? Für die weitere Beurteilung dieses Bilderbuchs sollen zwei Noten vergeben werden. Eine A-Note für den Inhalt, eine B-Note für die Illustration. Philip Waechter gilt als einer der angesagtesden Illustratoren in Deutschland. Über die Qualität seiner Arbeiten gibt es wenig Kontroverse. Auch das aktuelle Buch kommt gefällig und en vogue daher. Man blättert gerne durch das Buch. Das Auge hüpft nicht gerade, aber es fühlt sich äußerst umworben und wird nicht müde das Präsentierte zu betrachten. Da aber nichts geschaffen wurde, an das man sich auch in zehn Jahren noch erinnern wird, kann es leider keine 1 geben. Es gibt jedoch eine souveräne 2. Nun zum Inhalt. Das Buch beschreibt die Erlebnisse aus vielen Campingurlauben und präsentiert ein "best of". Dazu gehört der Sturm, der das Zelt wegweht, die Marmelade, die von Bienen als attraktives Ziel entdeckt wird und der Campingnachbar, der kein gutes Namensgedächtnis hat. Die Frage die sich jedoch stellt ist Folgende: Ist das gut beobachtet oder werden hier Trivialitäten präsentiert. Meiner Meinung nach letzteres. Hier wird ganz alltäglicher Campingurlaub beschrieben und einfach nur aufgelistet, was man nach 10 Jahren Campingurlaub noch in Erinnerung behalten hat. Oder anders formuliert: Nur der große Illustrator und bereits bekannte Kinderbuchtexter Philip Waechter bekommt von einem renommierten Verlag die Chance ein solches Buch zu veröffentlichen. Jeder "no-name" Autor wäre mit einem vergleichbaren Manuskript abgelehnt worden. In der A-Note gibt es deshalb eine 5 mit der Tendenz zur 6, weil dieses Buch nach dem Kauf genau ein einziges Mal gelesen wird und dann für immer im Regal verschwindet. Campen ist und bleibt jedoch ein großartiger Ferienpass. Auch dieses Buch wird daran nichts ändern!  

Freitag, 22. Mai 2015

Was ist ein Spunk? Zum 70. von Pippi Langstrumpf

Pippi feiert 70. GEBURTSTAG. Sie ist die Heldin meiner Kindheit und auch heute noch finde ich sie super und lese die Bücher meinem Sohn vor. Mein allerliebstes Pippi-Utensiel ist eine Packung "Spunk"! Hat jemand zufällig ein paar Kumuluspillen oder ein Pferd, das aussieht wie "Kleine Onkel? Bitte hier posten. Danke ;-)

1960er bis 1980er Revivals und mitternächtliche Spukzeit

Jeden Tag ein Post, das hatte ich mir eigentlich für diesen Blog vorgenommen. Gestern war es damit aber nichts. Meine Tochter hat mich fertig gemacht. Um 20 Uhr bin ich mit ihr eingeschlafen und jetzt erst wieder aufgewacht. Wieder einschlafen? Fehlanzeige. Für das kleine Gespenst von Otfried Preussler ist jetzt Zeit für "eine Stunde spuken". Im zurückliegenden Jahr war für mich in solchen Situationen Zeit, um selbst Kinderbücher zu schreiben. Ob ich dabei nur zum eigenen Zeitvertreib gespukt habe, oder ob daraus noch mehr werden kann, muss sich noch zeigen. Die Manuskriptversendung an die Verlage im deutschsprachigen Raum ist jedenfalls eine Ochsentour mit ungewissem Ausgang. Die ersten Absagen sind zwischenzeitlich da. Immer programmatisch begründet, weshalb weiterhin Hoffnung besteht. Gestern kam nun die erste Absage von einem grossen Verlag aus Ravensburg. Freundlich verfasst und kompetent und überzeugend begründet. Das schmerzt, aber damit war zu rechnen. Der Marathon ist noch nicht beendet und es ist auch noch nicht die Zeit gekommen, um sich mit Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf-Erlebnissen zu motivieren.
Was ich heute aber eigentlich sagen will: In meinen mitternächtlichen Spukstunden habe ich mich schon oft gefragt, warum die genialen Bilderbücher der 1960er bis 1980er Jahre nicht einfach mit einer gefälligeren Illustration neu aufgelegt werden. Zugespitzt formuliert: Die Bestseller der Pappmaschee und Papierschnitzelkleberzeit würden doch auch heute wieder alle Rekorde brechen, wenn man sie optisch aufgepeppt auf den Markt bringen würde. Dazu zähle ich z. B. Bücher von Eric Carle, Maurice Sendac, Leo Lionni und auch Ellen Stoll Walsh. Insgesamt würde ich mir persönlich ein Revival des großartigen Lebenswerks von Leo Lionni wünschen. Dieser Mann hat eine gesellschaftliche Position vertreten, die sich in seinen Büchern wiedergespiegelt hat. In unserer Zeit steht mir die Lust am Lesen und Lachen zu sehr im Vordergrund bei der Bilderbuchproduktion. Ich wünsche mir eine stärkere Betonung des Lernens und zwar auf zwei Ebenen: der Ebene der klassischen Wissensvermittlung und der Ebene des moralischen Kompasses. Warum traut sich kein Verlag an die Bilderbuchklassiker ran und veröffentlicht sie mit neuen Illustrationen und/oder auch der einen oder anderen textlichen Anpassung? Gibt es dafür handfeste Gründe, die ich nicht sehe?

Mittwoch, 20. Mai 2015

Bilderbücher über Klimawandel und Flüchtlinge Fehlanzeige

Gegenwärtig dominieren zwei große Themen die Medien: Klimawandel und Flüchtlinge. Beide haben gemeinsam, dass die Politik nur an den  Symptomen herumdoktert, anstatt die waren Ursachen zu bekämpfen. Die Erwärmung der Erde kann man nicht aufhalten, indem Hilfefonds aufgestockt werden und die Ursachen von Flucht beseitigt man nicht, indem man Schlepper bekämpft. Beides ist wichtig, aber nicht der Kern des Problems. In den vergangene  Tagen habe ich aufgezeigt, welche Wirkungsmacht Bilderbücher bei der Schulung des Kausalitätsverständnisses haben. Dieser Blog dient nicht nur dazu, um über hervorragende Bilderbücher zu informieren, sondern er möchte auch über blinde Flecken auf dem Bilderbuchmarkt hinweisen. Es braucht dringend gute Bilderbücher zum Thema Klimawandel und Flüchtlinge. Illustratoren und Autoren, spitzt die Bleistifte!

Littel Red Train To The Rescue von Benedict Blathwayt

Der kleine rote Zug fährt mit seinem Lokführer in ein kleines Dorf in den Bergen. Fahrplanmäßig läuft jedoch nichts an diesem Tag. Die eine Notfallsituation jagt die nächste. Eine Überschwemmung, ausgebüchste Tiere, eine Lawine, eingefrorene Weichen, usw. behindern die Fahrt beträchtlich. Aber der kleine rote Zug lässt sich nicht von seinem Ziel abbringen. Auf dem Weg dorthin werden unterwegs alle Probleme gelöst. Auch wenn an diesem Tag alles schiefgeht, ist Zug fahren einfach schön, so schön, dass der Lokführer sogar nachts von der Fahrt träumt.
Ein Fahrplan ist das Paradebeispiel für von Menschenhand geplante Genauigkeit. Pünktlichkeit wird nur erreicht, wenn alles passt und keine Notsituationen eintreten. Jede Verspätung an einer Stelle führt oft zwangsläufig zu einer Verspätung an der nächsten Stelle. Dieses Buch zeigt, dass außergewöhnliche Situationn Ursache für so manche Verspätung sein kann und die reguläre Kausalkette verändert. Es zeigt aber auch, und das immer mit einem amüsanten Chuffity-Chuff, dass das Ziel auch dann noch erreicht werden kann, wenn unterwegs alles schief geht. "To The Rescue" ist ein solides Bilderbuch. Der kleine rote Zug ist ein Sympathieträger. Man begleitet ihn gerne auf seiner Fahrt. Bei diesem Bilderbuch handelt es sich jedoch nicht um ein "must have book", weshalb es vermutlich auch nie eine deutsche Übersetzung geben wird.      

Dienstag, 19. Mai 2015

The day Louis got eaten von John Fardell

John Fardell verknüpft in seinem Bilderbuch "The day Louis got eaten" zwei Grundmotive: Erstens, der Stärkere gewinnt und zweitens, das Kleine passt ins Große. Beides hat kausale Dimensionen und ist von gesetzähnlichem Charakter. Zur Geschichte: Louis ist mit seiner Schwester unterwegs. Plötzlich wird er von einem Ungetüm gefressen. Die Schwester will ihn befreien, aber ein zweites, viel größeres und stärkeres Ungetüm frisst das Erste auf, usw. Am Ende steckt Louis gleich in fünf Ungetümen, als seine Schwester endlich eine Chance bekommt ihn zu befreien. Das einfache Vorlesebuch erreicht dort seinen Höhepunkt, wo der Leser in einer Art Draufsicht und mit Röntgenblick die Möglichkeit bekommt, einen Blick in die Mägen der Monster zu werfen. Diese Szene ist urkomisch, weil so besonders ungewöhnlich. Ob dieses Anblicks ist man mächtig amüsiert, natürlich insbesondere auch, weil man sieht, dass es Louis gut geht. Nun gibt es nur einen Weg raus aus den Monstern. Zuerst muss dafür gesorgt werden, dass jedes Ungetüm das von ihm gefressene ausspukt. Louis kann schließlich sein Ungetüm nur verlassen, wenn dieses selbst nicht mehr in einem anderen Ungetüm steckt. Dies gelingt durch die tatkräftige Mithilfe eines Frosches, der einen Schluckaufstaffel auslöst, in deren Folge jedes Ungetüm ausspuckt, was es gefressen hat. Auch die Schluckaufidee ist genial und bringt die Leser zum Lachen. Leider ist das Ende des Buches missraten. Alle Ungetüme haben nun so Hunger, dass sie die große Schwester von Louis fressen wollen. Das ist schlecht motiviert. Man fragt sich, warum sich das große Ungetüm nicht einfach wieder die Kleinen einverleibt. Aber es wird noch schlimmer. Alle Ungetüme werden schließlich vom kleinen Louis vertrieben, der ruft: "Get away from my sister or I'll eat you up." Bis heute leuchtet mir nicht ein, warum das den Ungetümen Angst machen soll. Eine findige List hätte mich an dieser Stelle mehr überzeugt. Das einzig positive, was man dem gewählten Ende abgewinnen kann, ist die damit transportierte Moral, dass das Gesetz "der Stärkere gewinnt", durchaus auch ausgehebelt werden kann. Aufgrund des logischen Bruchs in der Erzählung kann man damit im richtigen Leben aber wenig anfangen. Die dargelegte Strategie würde nämlich nie zum Erfolg führen. Gut vermittelt wird jedoch der kausale Zusammenhang des Monsterverschluckens. Hier gibt es Gesetzmäßigkeiten, die einzuhalten sind. Auch dann, wenn man den eigenen Bruder wieder befreien möchte. Das ist der eigentliche Wert dieses Buches, der es auch zum Sachbuch macht. An dieser Stelle noch ein kleiner Exkurs: Für mich ist Maurice Sendak der Vater aller modernen Monster in Bilderbüchern. Das sympathischste aller Monster hat hingegen Alex Scheffler mit dem Gruffelo geschaffen. Sowohl beim Gruffelo als auch bei "Where the wild things are" werden die Monster überlistet. Bei Sendak mit dem "magischen Trick", bei Scheffler und Donaldson durch die genialste Finte, die es überhaupt in einem Bilderbuch gibt. Jedes neue Monster das gezeichnet wird, steht irgendwie in der Tradition der Sendak- und Scheffler-Monster. Nicht nur Illustratoren sollten sich dort inspirieren lassen, sondern auch Autoren. Monster trickst man aus!        

Sonntag, 17. Mai 2015

The Gingerbread Bunny von Jonathan Allen

Beim Gingerbread Bunny handelt es sich um eine Adaption des Märchens "Vom dicken fetten Pfannkuchen". Beide Bücher behandeln implizit das Thema Kausalität im Sinne von "etwas auslösen, das beträchtliche Folgen hat". Sowohl der fliehende Pfannkuchen als auch der fliehende Lebkuchenhase lösen aus, dass sie verfolgt werden, mit dem Ziel sie einzufangen. Während es dem Pfannkuchen gelingt seine Verfolger abzuschütteln, diese aber immer wieder in Form einer Aufzählung in Erinnerung gerufen werden, wird der Lebkuchenhase von einer sich stetig vergrößernden Verfolgerschar getrieben. In beiden Fällen mündet dies in eine actionreiche Verfolgung, was beim Lesen für viele Lacher sorgt. Die Moral der Bücher unterscheidet sich. Der Pfannkuchen opfert sich selbstlos für hungrige Kinder, der überhebliche Lebkuchenhase wird schließlich vom schlauen Fuchs überlistet. Mitmenschlichkeit lernt man deshalb im einen Buch, das andere warnt vor einem zu großspurigen Auftreten und empfiehlt eine genaue Überprüfung seiner Handlungsoptionen. Beide Geschichten haben einen deutlich fiktiven Inhalt. Dennoch ist auch der Sachbezug deutlich: Kausalität, Sachinformationen über die Verfolger und der Anspruch eine Moral oder ethisches Wissen zu vermitteln, sind beiden Werken immanent. Auch hier stellt sich für mich die Frage, ob die Einteilung von Bilderbücher in fiktive Bücher und Sachbücher wirklich sinnvoll ist?

Samstag, 16. Mai 2015

Tiddler - The story telling fish von Julia Donaldson

Sprache bildet Wirklichkeit nicht nur ab, sondern stellt sie auch her. Für diese Überlegung sind Poststrukturalisten in der Wissenschaft bekannt. Mit dieser Aussage grenzen sie sich von jenen Sozialwissenschaftlern ab, die davon ausgehen, dass es im menschlichen Miteinander Gesetzmäßigkeiten gibt. Wie man sich das vorstellen kann, zeigt das Bilderbuch "Tiddler - The story telling fish", auf deutsch erschienen unter dem Titel "Der Flunkerfisch". Ich beziehe mich hier jedoch auf das englische Original, weil es eine viel stärkere Aussage hat, als die nicht in allen Teilen gut gelungene Übersetzung. Dies ist schon am deutschen Titel "Der Flunkerfisch" zu erkennen, der unterstellt, dass der Protagonist, ein kleiner Fisch, nicht die Wahrheit sagt. Ob Wahrheit oder nicht, bleibt im englischen Original von Julia Donaldson und Axel Scheffler bis zum Schluss offen. Dabei handelt es sich um ein sehr wichtiges Detail. Darauf komme ich später noch einmal zurück. Zunächst zum Inhalt. Tiddler ist ein kleiner Fisch, der immer zu spät in die Schule kommt und jeden Tag eine neue Ausrede für sein Zuspätkommen vorbringt. Einmal war er mit dem Delfin Luftsprünge mache, dann war er in einer Schatztruhe gefangen und musste von einer Meerjungfrau gerettet werden, das andere Mal musste ihn eine Schildkröte aus den Fängen eines Kraken befreien, damit er zur Schule kommen konnte. Natürlich glaubt niemand diese Geschichten, bis auf Little Johnny Dory, der sie zu Hause immer seiner Großmutter weiter erzählt. Eines Tages erdenkt Tiddler sich wieder eine Geschichte. Das ist die einzige Stelle im Buch, die vermuten lässt, dass die Geschichten tatsächlich nicht erlebt werden. Sie ist jedoch nicht aussagekräftig genug, um die bereits erwähnte Geschichten allesamt zu negieren. Jedenfalls erlebt Tiddler gedanklich auf dem Schulweg eine Geschichte, die ihn unachtsam sein und in ein Fischernetz schwimmen lässt. Nun beginnt eine Geschichte, an deren Wahrheitsgehalt überhaupt kein Zweifel besteht. Schließlich erleben sie alle Leser und Zuhörer, das Buch ist aufgrund seiner Reimform ein hervorragendes Vorlesebuch, hautnah mit und werden damit zu Zeugen. Tiddler wird also gefangen, aber auch gleich wieder frei gelassen, weil er zu klein und unbedeutend für die Fischer ist. Dumm ist nur, dass Tiddler entfernt von der Fangstelle ins Wasser geworfen wird. Er ist nun weit weg von zu Hause und kennt den Weg zurück nicht. Tiddler hört jedoch, wie sich ein Schwarm Sardellen über seine Geschichten unterhält. Kurzerhand erkundigt er sich, woher die Sardellen die Geschichten kennen. Der Schwarm führt ihn zu einem Shrimp, der Shrimp zum Wal und so weiter. "Tiddler is tracking down his story." Mit jeder Befragung kommt er näher nach Hause, bis er schließlich bei der Großmutter von Little Johnny Dory, und dann auch in der Schule, ankommt. Schließlich ist er wieder zu Hause. Ohne seine Geschichten wäre das nicht möglich gewesen und egal ob die Geschichten zuvor erfunden waren oder nicht, nur durch ihre Existenz hat er die Möglichkeit die größte seiner Geschichten zu erleben und dann auch in der Schule zu erzählen. Es besteht kein Zweifel, dass alle seine Ausreden draußen im grossen Meer existent waren und somit ein Teil realer Wirklichkeit. Wie es dazu gekommen ist, findet Tiddler selbst heraus, indem er die Geschichten bis zu ihrem Ursprung zurück verfolgt. Ruckzuck befinden wir uns mitten drin in erkenntnistheoretischen Fragestellungen. Wahnsinn, was Bilderbücher alles leisten. Auch wenn dieses Buch, vermutlich aufgrund der weniger gefälligen Illustration des Hauptdarstellers - es ist eben kein Gruffelo, der sich perfekt als Merchandisingprodukt eignet - nicht die Reichweite erreicht hat, die es verdient, so gehört dieses Buch dennoch in jedes Kinderzimmer und eigentlich auch in viele Erstsemesterseminare an der Uni. Und jetzt würde ich wirklich mal gerne wissen, warum es sich hier um ein klassisch fiktives Bilderbuch handeln soll? Das ist doch ein Sachbuch erster Güte, oder nicht?
      

Freitag, 15. Mai 2015

Monkey Puzzle von Julia Donaldson

Im Jahr 2000 haben Julia Donaldson und Axel Scheffler "Monkey Puzzle" veröffentlicht, das 2006 unter dem Titel "Wo ist Mami" bei Beltz & Gelberg erschienen ist. Die Geschichte folgt ziemlich genau dem Erzählmuster des gestern vorgestellten Buches "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat". Es gibt jedoch einen grundsätzlichen Unterschied. Während der Maulwurf alleine loszieht, um den Verursacher seines Problems zu finden, vertraut sich der kleine Affe bei Donaldson und Scheffler einem Schmetterling an. Der Suchauftrag wird somit delegiert. Dieser Kniff eröffnet dem Bilderbuch, das in seiner gereimten Form hervorragend zum Vorlesen geeignet ist, eine zusätzliche Dimension. Die Detektivgeschichte ("Wir suchen und finden Deine Mama") wird nämlich um ein Verständigungsproblem (Wie, deine Mama sieht aus wie du, bei meinen Kindern ist das nicht so) angereichert. Diese wird so gut entwickelt, dass sich eine Verwechslungsgeschiche ergibt, die Kinder zum Lachen bringt und gleichzeitig an der vermeintlichen "Dummheit" des Schmetterlings verzweifeln lässt. Wie sich erst sehr spät herausstellt ist der Schmetterling nicht dumm, sondern bei der Suche nach der Affenmama einfach auf dem Holzweg. Er begeht zwei Fehler: Erstens, hört er nie richtig zu, wenn das Affenbaby seine Mama beschreibt, wobei die Beschreibung auch immer implizit davon ausgeht, dass der Schmetterling natürlich weiss, dass eine Affenmama so ähnlich aussieht wie ihr Kind. Zweitens geht er von falschen Voraussetzungen aus, weil er überzeugt ist, dass die Affenmama auf keinen Fall aussehen kann wie das Affenbaby, schließlich sehen seine Schmetterlingslarven auch überhaupt nicht wie ein Schmetterling aus. Diese falsche Annahme macht die Suche nach der Affenmama zu einem Fiasko. Die falsche Annahme ist ursächlich dafür, dass die Detektivgeschichte über lange Zeit kein gutes Ende findet, weil immer den falschen Spuren gefolgt wird. Der Schmetterling sucht zwar nach der Affenmama, findet sie aber aufgrund seiner sich vom Affenbaby unterscheidenden Weltanschauung nicht, was die Familienzusammenführung verhindert. Erst als das Problem der unterschiedlichen "Weltbilder" erkannt und mittels Kommunikation angeglichen wird, verläuft die Suche "fast" erfolgreich. Der Schmetterling bringt das Affenbaby zwar nicht zu seiner Mama, aber immerhin zu seinem Papa, der schließlich weiss, wo die Mama ist und die Verbindung herstellen kann. Pädagogisch erfüllt das Bilderbuch damit drei Ziele:
1. Auf der Suche nach der Affenmama werden dem Leser die Tiere des Dschungels sowie ihre wesentlichen Charakteristika vorgestellt.
2. Das Bilderbuch lehrt, dass das Problem des Affenbabys erst gelöst wird, wenn die Ursache für das Problem beseitigt ist. Dazu kann nicht ein beliebiges Tier gefunden werden sondern es muss ein ganz besonderes, nämlich die Mutter, ausfindig gemacht werden.
3. Um erfolgreich zu sein, müssen Teammitglieder von identischen Voraussetzungen ausgehen. Liegen unterschiedliche Definitionen vor, dann wird das eigentliche Ziel, die erfolgreiche Suche nach der Affenmama, nach dem Affenbaby und Schmetterling unbestritten streben, verfehlt.
Das Bilderbuch von Donaldson und Scheffler hat sicherlich nicht ganz die Qualität von "The Gruffalo und Tiddler - The Story Telling Fish", aber es besteht kein Zweifel, dass es sich um ein ganz besonderes Kinderbuch handelt, dem man unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken sollte.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat von Werner Holzwarth

Heute, am Vatertag, waren die Männer mal wieder besoffen. Am Abend haben dann die Fussballfrauen aus Frankfurt die Champions League gewonnen. Ergo: Wenn Männer zu viel trinken, sind Frauen sportlich erfolgreich. Obwohl ich noch nie verstanden habe, warum sich Männer am Vatertag die Kanne geben, habe ich diese Einleitung nicht geschrieben, um den moralischen Zeigefinger zu heben. An dieser Stelle geht es mir einzig und allein um das Problem des wissenschaftlichen Fehlschlusses. Er ist das Ergebnis einer fehlerhaften oder nicht vorhandenen Ursache-Wirkungskette. Kinder können deshalb nicht früh genug die Grundlagen von Kausalität erlernen. Umso wichtiger ist es deshalb, dass schon in Bilderbüchern kausale Beziehungen thematisiert werden. Dies gilt auch für den Bilderbuchwelterfolg "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat", erschienen im Peter Hammer-Verlag. Das Buch, dass auch für Erstleser geeignet ist, thematisiert eine heikle Angelegenheit. Richtig, ich spreche von der Konsistenz und Herkunft von Exkrementen. Schon allein der Begriff führt oftmals bei Erwachsenen zu einer peinlichen Berührtheit und bei Kindern zu grösster Heiterkeit. Reichen diese beiden Dinge aber für einen Weltbestseller? Möglicherweise! Meineserachtens ist dieses Buch jedoch zum Absatzriesen geworden, weil es durchaus auch inhaltlich etwas zu bieten hat, nämlich eine kleine Lehre der Kausalität. Dem kleinen Maulwurf hat jemand auf den Kopf Gekackt. Wäre er nur ein wenig mehr von aufbrausendem Charakter, dann hätte er sich einfach das nächste Tier in seiner Umgebung vorgeknüpft und zurückgeschissen. Aber nein, der Maulwurf ist besonnen genug, um mit detektivischem Gespür der Wahrheit auf den Grund zu gehen und die wahre Ursache für sein Problem zu finden. Dieses Buch vermittelt eben nicht nur das kleine Einmaleins der Exkremente, sondern leistet einen wichtigen Beitrag zum Erlernen von kausalen Zusammenhängen. Erst als der Maulwurf die Ursache seines Problems gefunden hat, wird er nämlich Handlungsfähig im Hinblick auf seine Rachegelüste. Auch wenn es sich um ein niederes Motiv handelt, so wird doch deutlich, dass niemand auf die Errungenschaften der Aufklärung verzichten kann. Der Maulwurf wird erst dann zum Wissenden, nachdem er die Zusammenhänge erfasst hat. Seine Rache wird erst möglich, nachdem er rational gehandelt hat. Das macht auch aus einem Buch über Exkremente, ein Buch in dem man so richtig fürs Leben lernen kann.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Am 13. Mai habe ich meinen 13 Post veröffentlicht. Gut, dass 13 keine Schnapszahl ist, sonst müsste ich nun blechen ;-)

Petterson und Findus - Eine Geburtstagstorte für die Katze von Sven Nordqvist

Die Wissenschaft investiert viel Zeit und Geld, um die Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge in ganz verschiedenen Kontexten zu erforschen. Auf diesem Wissen basiert der Erfolg der Industriegesellschaft. Ursache und Wirkung sind ganz wesentliche Größen des rational denkenden Menschen. Sie sind Grundlage von komplexen Produktionsprozessen, aber auch des ganz normalen Alltags. In der Regel sind Ursache- und Wirkungszusammenhänge so selbstverständlich, dass wir sie nicht hinterfragen. Sie fallen uns jedoch dann auf, wenn wir gerade nicht erklären können, was eine bestimmte Wirkung verursacht hat oder wenn wir eine bestimmte Wirkung erzielen wollen, aber die Voraussetzungen dafür fehlen. Um letzteren Fall geht es in dem großartigen Vorlesebuch "Petterson und Findus - Eine Geburtstagstorte für die Katze", dem Erstlingswerk einer hervorragenden Bilderbuchreihe von Sven Nordqvist. Alles beginnt ganz harmlos. Findus hat Geburtstag und wünscht sich von Petterson eine Pfannkuchentorte. Bei der Zubereitung bemerkt der Alte, dass kein Mehl mehr da ist. Damit beginnt eines der großartigsten Verkettungspiele, die der Bilderbuchmarkt kennt und die sich der Oetinger-Verlag gesichert hat. Petterson will Mehl kaufen, kommt aber nicht ins Dorf, weil sein Fahrrad einen Platten hat. Eine Reparatur ist nicht möglich, weil das Werkzeug im Schuppen und die Tür verriegelt ist. Der Schlüssel fehlt und wird schließlich im Brunnen gefunden. Um ihn zu bergen braucht es eine Angelrute, die auf dem Dachboden liegt. Dort kommt man nur mit einer Leiter hin, die aber leider auf der Stierkoppel steht. Wer die Leiter will, muss erst einmal den Stier ablenken. Diese Rolle kommt Findus zu. In diesem herausragend illustrierten Kinderbuch geht es spannend und überraschend zur Sache. Das Beste ist jedoch ein Erzählstrang, der sich in zwei Richtungen entwickelt. Je komplizierter die Geschichte wird und je mehr Verwirrungen es gibt, was beim Leser schon für viele Lacher und beste Unterhaltung sorgt, desto länger wird die unglückliche kausale Kette, die die beiden Protagonisten immer weiter von ihrem eigentliche  Ziel, der Pfannkuchentorte, entfernt. Dies gipfelt in dem Hinweis des Alten an Findus: " Wenn du den Stier nicht ablenkst, dann komme ich nicht an die Leiter, nicht an die Angel, nicht an den Schlüssel, ich kann die Tür zum Schuppen nicht öffnen und auch nicht das Fahrrad reparieren und dann kann ich auch kein Mehl für deine Geburtstagstorte besorgen." Bang, das hat gesessen. Jetzt ist klar, wie die Zusammenhänge sind und wie sie aufgelöst werden können. Natürlich gibt Findus den Stierkämpfer, denn der Appetit auf die Pfannkuchentorte ist einfach zu groß. Gesagt, getan. Der Stier wird abgelenkt und die kausale Verkettung wird aufgelöst. Schritt für Schritt wird sie langsam aber sicher abgearbeitet. Am Ende ist das Fahrrad repariert, das Mehl gekauft und die Pfannkuchentorte gebacken. Die großartige Geschichte, die zunächst vorwärts entwickelt wurde, um schließlich rückwärts abgearbeitet zu werden, ist von Erfolg gekrönt. Es benötigt kein Wunder für die gewünschte Geburtstagsfeier. Die Moral von der Geschicht: Fleiß, Geduld und die Abarbeitung der erforderlichen Zwischenschritte reichen vollkommen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Auch die moderne Wissenschaft macht es sich zur Aufgabe lückenlose Ursache und Wirkungsbeziehungen darzustellen. Die Sozialwissenschaft verwendet dafür die Methode des Process Tracing. Im Endeffekt ist das nichts anderes, als was Sven Nordqvist in seinem Werk von 1984 vorführt. Übrigens das brillanteste der gesamten Petterson und Findus-Reihe.
  

Dienstag, 12. Mai 2015

Das Auto hier heisst Ferdinand von Janosch

Der 1. FC Bayern München verliert 3:2 gegen Barcelona und ist damit ausgeschieden, weil das Hinspiel 0:3 verloren wurde. Das leuchtet jedem ein. Es ist das kleine Einmaleins der Kausalität. Kausalität beschreibt, dass ein Zustand B die Folge eines Zustands A ist. Diese abstrakte Beschreibung ist wenig anschaulich, weshalb sie nicht geeignet ist, um Kindern Kausalität zu erklären. Bereits gestern habe ich ein Bilderbuch vorgestellt, in dem Kausalität eine wichtige Rolle spielt. In den nächsten Tagen möchte ich weitere Bilderbücher vorstellen die Kindern die Grundlage des rationalen Denkens beibringen. Ich bin selbst überrascht, wie viele Bilderbücher sich diesem Thema widmen. Vermutlich ist dies eine Spätfolge der Aufklärung. Der vernunftbegabte Mensch glaubt zwar immer noch viel zu viel an Wunder, aber es ist schon deutlich besser geworden.
Heute starte ich also mit einem Klassiker der Kausalitätsbeschreibung, nämlich mit Janoschs "Das Auto hier heisst Ferdinand". Obwohl die Illustrationen nicht mehr zeitgemäß sind und mir der Schluss noch nie gefallen hat - bis heute verstehe ich nicht, warum es diese Pferdeszene zum Abgang braucht, etwa weil eine Pferdestärke ausreicht, um das Problem zu beheben, das hunderte verursacht haben? - gehört dieses Buch in jedes Bücherregal. Es handelt sich um eine tolle Vorlesegeschichte, die spannend erzählt wird und etliche Überraschungen zu bieten hat. Mit jedem Mal, wo die Helferfahrzeugschlange länger wird, blickt man sich amüsiert und erstaunt an und versucht sich auszumalen, was wohl als nächstes passiert. Aber weder das Taxi, noch Taxi und Postfahrzeug, noch Taxi, Postfahrzeug und Feuerwehr vermögen es, Ferdinand in seinem gelben Auto auf den gewünschten Berg zu schieben. Dazu braucht es schon die Hilfe von Bauer Nolte mit seinem Traktor. Das nenne ich dann tatsächlich mal eine anschauliche Helferkette, die Kausalität sichtbar und im Bilderbuch nachvollziehbar, ja geradezu erlebbar, macht. Ferdinand wird nicht auf wundersame Weise geholfen, sondern durch eine tatkräftige Unterstützerschaft. Der dann folgende Absturz von der Bergklippe ist nicht das Ergebnis von Unerklärbarem, sondern von einer freundlich gemeinten, aber unheilvollen Allianz, die auch noch am Berg sichtbar ist, als Ferdinand schon fällt. Eindrücklicher geht es nicht! Deshalb ist dieses Buch aus dem Jahre 1964 ein muss für jedes Kinderbuchregal. Es legt den Grundstein, um später das Ausscheiden seiner Lieblingsmannschaft aus der Champions League erklären zu können.
   

Montag, 11. Mai 2015

Froggy Gets Dressed von Jonathan London and Frank Remkiewicz

Froggy ist der Held der gleichnamigen Bilderbuchserie. Froggy Gets Dressed erschien erstmals 1992 bei Penguin Books in den USA. Mein Sohn hat diese Bücher im Alter von drei bis fünf Jahren geliebt. In Froggy Gets Dressed wacht ein Babyfrosch im kalten Winter auf. Eigentlich sollte er Winterschlaf machen. Natürlich möchte er raus in den Schnee zum Spielen. Seine Mutter ist alles andere als begeistert. Sie versucht ihn zu überreden, dass er wieder zurück ins Bett geht. Als das nicht funktioniert, beginnt ein kurioser Schlagabtausch, der - immer nach dem gleichen Muster - in etwas so funktioniert:
Mama: "Froogggy"
Froggy: "Whaaaat?"
Mama: "You forgot to pull on your ..."
Richtig erkannt, der kleine Frosch zieht sich richtig dick an, so wie man es im Winter eben macht und stapft in den Schnee. Dumm nur, dass er immer etwas vergisst. Anfangs Kleinigkeiten, aber am Ende stellt sich heraus, dass er nicht einmal seine "Long Johns" trägt. Das geht natürlich gar nicht. Froggy stürzt also immer wieder zurück ins Haus, um den Fehler zu beheben. Das passiert ebenfalls nach dem stets gleichen Muster. Wie eine Zwiebel schält sich Froggy immer von außen nach innen. Dabei lernen Kinder zweierlei: Einmal, dass ausziehen etwas mit Kausalität zu tun hat, denn den Pullover kann man nicht ohne die Jacke ausziehen. Sie lernen aber auch, wie man Mütze, Handschuhe, Hose etc. ausziehen sagt, denn in diesem Sprachlernbuch werden diese Begriffe gefühlte tausendmal wiederholt. Am Ende gibt es dann die große unerwartete Wendung. Nachdem Froggy wirklich alles bereitliegen hat, was er anziehen muss, ist er beim Anziehen so müde, dass er einfach einschläft. Freiwillig legt er sich zurück ins Bett, so dass auch Mama beruhigt den Kopf wieder zum Winterschlaf zurücklegen kann.

Das großartige Vorlesebuch ist leider nicht in deutscher Sprache erhältlich. Ab und zu findet man es jedoch als Englischlektüre an der Schule. Selten habe ich beim Vorlesen so viel Spass gehabt, wie bei diesem Buch. Die kuriose Entwicklung der Geschichte und die Möglichkeiten der sprachlichen Intonation beim Vorlesen sorgen beim Vorleser und beim Zuhörer für zahlreiche amüsante Momente. Und natürlich gibt es auch was zu lernen. Nicht nur, dass man die Unterwäsche immer als erstes anziehen sollte, sondern auch dass Ausdauer eine ganz wichtige Eigenschaft ist. Natürlich lehrt dieses Buch auch, dass man niemals den Humor verlieren sollte. Alle Bücher der Froggy-Serie sind lesenswert, aber Froggy Gets Dressed ist was Lesespass, Humor und Lerneffekt angeht, unerreicht und überfällig für eine deutsche Übersetzung!

Sonntag, 10. Mai 2015

Lurchis Abenteuer

Heute erklärt mir mein Sohn, dass er eine DVD schauen möchte. Gut dachte ich, es ist Sonntag, da ist mal wieder Zeit für Michel aus Lönneberga. Aber falsch gedacht, denn der Junior hat von Opa "Legenden von Chima" geschickt bekommen. Da Papa ja kein Spielverderber ist, stimmt er zu, guckt aber auch mit, denn so richtig traut er dem Frieden nicht. Der Animationsfilm hatte Blockbuster-Niveau. Beim mitgucken ist mir so richtig ein Licht aufgegangen. Chima-Magazin zum Anfixen. Chima-DVD-Blockbusterqualität um alle Facetten der Legowelt aufzuzeigen und auch noch die letzte Spielfigur darzustellen, damit die Kleinen gleich nach Filmende sagen: "Papa, den Gorzan möchte ich aber auch noch." Obwohl ich diese Entwicklung bedaure, muss ich anerkennend sagen, Hut ab Lego. Hier wird für eine eigens entwickelte und unglaublich vielschichtige Lego-Märchen-Welt die perfekte Vernetzung von Film, Magazin und Spielzeug praktiziert. Da bleibt einem die Spucke weg. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, kam mir folgendes in den Sinn. Der Ursprung für all diese vernetzten Ideen sind vermutlich Bilderbücher! Ganz konkret die Bilderbücher von Lurchis Abenteuer, die wir früher beim Schuhhändler als Geschenk bekommen haben. Die Idee ist also schon ziemlich alt. Eigentlich ist es sogar unglaublich, dass es so lange gedauert hat, bis diese geniale Idee den Weg in die Marketingabteilungen der Spielzeughersteller gefunden hat ;-)
Ach ja, und zum Schluss noch einen nachträglichen Glückwunsch an die Schlauköpfe von Salamander!

Samstag, 9. Mai 2015

Swimmy von Leo Lionni und Elmer and the Big Bird von David McKee

Ein letztes Mal noch zum Bahnstreik, dann ist dieses Thema erledigt. Schuldig für den Bahnstreik ist, so die öffentliche Meinung, der GDL-Chef Claus Weselsky. Niemand weiss so gut wie das Bilderbuch, dass jede Zeit bestimmten Trends unterliegt. Das Bilderbuch war schon immer Abbild der Gesellschaft, es war aber auch Impulsgeber für diese. Vgl. hierzu vor allem die Bilderbücher von Wilhelm Busch oder Heinrich Hoffmann. 1963 ist eines der bis heute einflussreichsten zeitgenössischen Bilderbücher erschienen. Leo Lionni beeinflusst mit Swimmy das Gerechtigkeitsgefühl von nun schon drei Kindergenerationen. Das Werk hat jedoch einen deutlich gesellschaftskritischen Anstrich. Es thematisiert eindeutig die Unterdrückung der Schwachen durch die Starken oder Mächtigen. Der böse Thunfisch ist dabei kein Einzelfall, sondern Teil des Systems. Die kleinen Fische des Meeres müssen sich deshalb dauerhaft organisieren, wenn sie den vielen Thunfischen im Meer ebenbürtig sein wollen. In den 1960er und 1970er Jahren war es en vogue die Systemfrage zu stellen. Diese Diskussion spielt über 50 Jahre später fast keine Rolle mehr, oder zumindest nur noch eine sehr untergeordnete. Mit Elmer and the Big Bird hat David McKee die Geschichte von Leo Lionni in die stark durch Individualisierung gekennzeichnete Gegenwart überführt. Selten ist mir eine so orginalgetreue Kopie in neuem Kleid untergekommen. Aber, es gibt eben doch auch gravierende Unterschiede. Der große Vogel - the bully bird - der ein echter Rabauke ist, hat keine Systemrelevanz mehr. Ihm mangelt es einfach an guter Erziehung, an Anstand und an Benimm. Dieser Quälgeist erlaubt es sich die Harmonie der Vögel, und damit der Freunde von Elmer, zu zerstören. Das kann der buntkarierte Elefant natürlich nicht auf sich sitzen lassen und eilt seinen Freunden in Musketieremanier zu Hilfe. Aber selbst das historische "einer für alle und alle für einen" spielt in McKees Buch nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr hilft man zusammen, damit der gewohnte Alltag wieder seinen gewohnten Gang gehen kann. Für McKee stellt sich die Systemfrage nicht mehr. In seiner Welt gibt es nur gute und schlechte Tiere. Der Bully Bird gehört natürlich zu den letzteren und deshalb gehören ihm die Grenzen aufgezeigt. Genau das passiert dann auch. Punktum, mehr will das Buch überhaupt nicht vermitteln. Damit ist im Bilderbuch festgehalten, was ein bekannter Präsident einmal so formuliert hat: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns." So könnte man es zuspitzen. Im Bilderbuch klingt es unterschwellig so: "Der Bully Bird ist und bleibt ein Bully Bird." Und genau an dieser Stelle unterscheiden sich dann auch Bilderbuch und Realität. Was dort so schön eindimensional und richtig ist, verliert in der Realität schnell seine Bedeutung. Außer man möchte in gar keinen anderen Kategorien denken als in "Wilbur-Kategorien".

Freitag, 8. Mai 2015

Diary of a Wombat, Jackie French and Bruce Whatley

Die Lokführer streiken, Deutschland steht still. Wer trägt die Schuld? Die öffentliche Meinung dazu ist gebildet. Ein Perspektivwechsel ist nicht in Sicht. Warum auch? Dass Perspektivwechsel manchmal ganz erhellend sein können, zeigen Jackie French und Bruce Whatley in einem der besten Bilderbücher die Down Under zu bieten hat. Leider gibt es mal wieder keine deutsche Übersetzung. Echt schade. Wenn sich jemand mit dem Handel von Lizenzrechten auskennt, bitte melden. Ich biete mich als Geschäftspartner an und übernehme auch gleich die Übersetzung. Nun aber zurück zum Inhalt. Das australische Bilderbuch handelt von einem Wombat, der eine Menschenfamilie als Nachbar bekommt. Jetzt ist für den Wombat Schluss mit lustig, könnte man meinen. Aber weit gefehlt. Vielmehr erleben die Menschen mit dem Tier ihr blaues Wunder. Bald müssen sie ihr Blumenbeet neu anpflanzen, die Karottenernte können sie in den Wind schreiben, die durchgebissene Tür muss repariert werden und nicht zuletzt gilt es den Hunger des kleinen Wombat zu stillen. Am Ende gräbt sich der Wombat ein neues Erdloch, und zwar direkt unter das Haus der Familie, damit er den Menschen noch etwas näher sein kann. Die Moral von der Geschicht lautet dann so: "Have decided that humans are easily trained and make quite good pets." In dieser Schlusspointe liegt die Stärke des Buches. Sie stellt die Welt des Lesers auf den Kopf. Nicht der Mensch macht sich den Wombat zum Haustier, sondern umgekehrt. Durch diesen Perspektivwechsel gewinnt der Wombat weitere Sympathiepunkte beim Leser, der sich ob dieser komischen Wendung den Bauch vor lauter Lachen halten muss. Das Buch ist dazu grossartig illustriert. Es macht nicht nur Spass es vorzulesen, sondern auch einfach nur die Bilder zu betrachten. Viele Ideen im Buch sind natürlich nicht ganz neu. Es ist offensichtlich, dass Jackie French einiges vom Erzählstil des grossen Eric Carle abgeschaut hat und auch der Perspektivwechsel zwischen Mensch und Tier findet man schon an anderer Stelle. Dennoch, hier wurden gute Ideen auf hervorragende Weise neu arrangiert und mit einer einzigartigen Illustration versehen, so dass ein eigenständiges Meisterwerk entsteht, dass uns lehrt die Welt nicht eindimensional wahrzunehmen, sondern auch das Undenkbare in den Blick zu nehmen.
P.S.: Zum Schluss noch eine wichtige Korrektur. Soeben habe ich entdeckt, dass das Buch unter dem Titel "Tagebuch eines Wombat" in deutscher Übersetzung 2014 beim Gerstenbergverlag erschienen ist. Dafür vielen Dank nach Hildesheim. https://www.gerstenberg-verlag.de/suche.html?suche=tagebuch+wombat&suchen=suchen


Donnerstag, 7. Mai 2015

Mousepaint von Ellen Stoll Walsh
Tja, Lionel Messi hatte mal wieder einen Lauf. Fast im Alleingang hat er dem 1. FC Bayern die Grenzen aufgezeigt. Ab der 70 Minute haben die Bayern rot gesehen. Rot, wie es roter nicht sein kann. Nicht orange und auch nicht lila. Als eine der drei Komplementärfarben kommt der Farbe rot auch in Ellen Stoll Walshs Buch Mousepaint eine zentrale Rolle zu. Mousepaint erzählt die grossartige Geschichte von drei weissen Mäusen, die sich auf einem weissen Blatt Papier vor der Katze verstecken. Eines Tages finden sie jedoch drei Farbklexe. Einer ist rot, einer blau und einer gelb. Mit diesen bemalen sie das Blatt. Eine Stelle wird rot, eine blau und eine gelb. Danach beginnen sie die Farben zu mischen und malen dann weiter mit orange, mit lila und mit grün. Aber ein Teil des Papiers bleibt weiss, damit sie sich auch weiterhin vor der Katze verstecken können. Das grossartige Vorlesebuch amüsiert den Leser gleich zweifach: Einmal durch die Illustration der drei drolligen Mäuse, die offensichlich grossen Spass beim Farbklexhüpfen haben und dann aber auch durch die witzige Nebengeschichte mit der Katze, die niemals ihren Leckerbissen bekommen wird, weil die schlauen Mäuse ihr einfach immer eine Schwanzlänge voraus sind. Mouspaint erfüllt die Kriterien eines Sachbuches, schliesslich steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, ist aber auch ein klassisches  Bilderbuch. Es ist ein hervorragendes Beispiel für ein gelungenes Bilderbuch, dass sich jeder eindeutigen Kategorisierung entzieht. Nicht zuletzt, weil gängige Genredefinitionen häufig zu kurz greifen, ist dieser Blog mit "lesen, lachen, lernen" überschrieben. Sind diese Kriterien in besonderer Qualität erfüllt, dann handelt es sich um ein hervorragendes Bilderbuch. Mouspaint zeigt, dass Lachen nicht immer Komik im klassischen Sinn sein muss, sondern auch viel subtiler sein kann. Bei Mousepaint haben alle ihren Spass. Die Leser ebenso wie die Mäuse. Nur die Katze nicht. Sie sieht aber auch nicht rot, denn sie bemerkt erst gar nicht, wie ihr mitgespielt wird.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Frog and Toad - A List
Der 1. FC Bayern München spielt heute in der Champions League gegen den FC Barcelona. Bayern hat eine lange Verletzungsliste und tritt mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft an. Barcelona scheint übermächtig. Dennoch haben die Bayern in der letzten Woche versucht alle Register zu ziehen und ihre Hausaufgaben zu machen. Niemand weiss genau, wie Pep Guardiolas die Mannschaft vorbereitet hat. Eines ist aber sicher: man kann viel planen und sich akribisch vorarbeiten, am Ende gilt es jedoch immer auch sponatan und flexibel und manchmal auch einfach stoisch gelassen zu bleiben. Das lehrt schon Arnold Lobels Bilderbuch "Frod and Toad together - A list" aus dem Jahr 1979, HarperCollins. Morgens wacht die Kröte auf und schreibt noch im Bett "A List of Things to do". Darauf steht: Aufstehen, Anziehen, sich mit Frosch treffen und spazieren gehen. Und natürlich noch viele weitere Dinge. Mit stolz präsentiert die Kröte diese Liste seinem Freund dem Frosch. Der Frosch ist beeindruckt. Der gemeinsame Spaziergang beginnt. Dann passiert das Unvorhergesehene. Der Wind bläst die Liste davon. Kröte und Frosch versuchen verzweifelt sie wieder einzufangen. Vergeblich. Die Liste bleibt verschwunden. Die Kröte ist verzweifelt. Ohne die Liste weiss sie nicht, wie der Tag nach dem Spaziergang fortgesetzt werden soll. Sie setzt sich ins Gras und versucht verzweifelt alle Dinge die sie tun wollte, zu erinnern. Es gelingt ihr nicht. Erst als schon die Dämmerung hereinbricht, schöpft die Kröte Hoffnung. Sie sagt zum Frosch: "Jetzt fällt mir wieder ein, was ganz zum Schluss auf meiner Liste stand. Ins Bett gehen!" Gedacht, gemacht. Und die beiden Freunde gingen zusammen nach Hause und legten sich schlafen. Wie auch alle anderen Geschichten der "Frog and Toad"-Reihe, bringt auch diese den Leser durch unvorhergesehene Verwicklungen zum Lachen. Man freut sich mit der Kröte, als sie endlich einen Ausweg aus ihrer zwangslage findet. Man leidet mit ihr, als sie vor lauter Verzweiflung naheliegende Lösungen nicht erkennen will. Darum geht es auch heute Abend, im Spiel FC Barcelona vs. Bayern München.

Dienstag, 5. Mai 2015

Das Land Baden-Württemberg feiert jedes Jahr in einer anderen Stadt die Heimattage Baden-Württemberg. Aber was ist eigentlich Heimat? Ein wichtiger Hinweis findet sich in dem Bilderbuchklassiker "Oh wie schön ist Panama" von Janosch. Tiger und Bär verlassen ihre Heimat, um nach Panama, dem Land ihrer Träume, auszuwandern. Sie laufen jedoch im Kreis, was für einige Verwicklungen und beim Leser für Heiterkeit sorgt. Am Ende kommen sie wieder an ihrem alten Zuhause an und halten es, nichts ahnend wo sie wirklich sind, für das Land ihrer Träume. Gleich mehrer Wahrheiten stecken in diesem vielschichtigen Bilderbuch.
1. Man nimmt die eigene Heimat oft viel zu wenig war.
2. Die eigene Heimat will immer wieder neu entdeckt werden.
3. Zuhause ist es viel schöner als man denkt.
4. Es lohnt sich immer mal auf reisen zu gehen, weil man gute Anregungen für Verbesserungen im eigenen Zuhause erhält. Tiger und Bär wünschen sich für ihr Heim ein neues Wohlfühlsofa.
5. Heimat gilt es immer wieder neu zu gestalten.
Für die eigene Heimat gilt deshalb sehr oft, was Tiger und Bär über das Land ihrer Träume singen: "Oh wie schön ist Panama, da werden alle Träume wahr."

Montag, 4. Mai 2015

70 Liter Regen am Wochenende lassen die Vegetation explodieren. Der Frühling ist jetzt richtig angekommen. In seinem Bilderbuch "Frog and Toad - The Corner", beschreibt Arnold Lobel auf köstliche Art und Weise die Ankunft des Frühling. Ausgangspunkt für eine lange Suche nach dem Frühling ist die Redewendung "spring is just around the corner". Sie macht Lust zum Lesen und Vorlesen und führt die Zuhörer in den Wald, auf die Weide und zum Fluss. Dabei gibt es viele Ecken zu entdecken, aber nirgendwo befindet sich der Frühling "um die Ecke". Die Bilderbuchgeschichte ist jedoch so witzig erzählt, dass man mit dem kleinen Frosch mitfiebert und bei jeder Enttäuschung lachen muss. Die Suche nach dem Frühling soll sich am Ende natürlich lohnen, denn als der Frosch um die letzte Ecke seines Elternhauses biegt, von wo er einen grossartigen Blick auf den elterlichen Garten hat, kann er sehen, dass der Frühling wirklich angekommen ist. Die Moral von der Geschicht: Redewendungen darf man nicht wörtlich nehmen. Wenn man es dennoch tut, dann warten viele Enttäuschungen und auch Überraschungen auf einen. Aber nur wenn man Redewendungen wörtlich nimmt, findet man heraus, wo sie ihren Ursprung haben. Leider mal wieder ein super Kinderbuch, für das es keine deutsche Übersetzung gibt und vermutlich auch nicht mehr geben wird, denn das Buch ist bei #HarperCollins bereits vor fast 40 Jahren erschienen.

Sonntag, 3. Mai 2015

Eines meiner liebsten amerikanischen Bilderbücher ist "Little Blue Truck Leads the Way" von Alice Schertl und Jill McElmway. Wundervolle Reime machen es zum perfekten Vorlesebuch. Der alte blaue Pritschenwagen, der zufällig und ungewollt im Verkehrschaos der Grosstadt zum Helden wird, ist ein Sympathieträger, mit dem man lachen kann, wenn er der grossen und überheblichen Bürgermeisterlimousine den Schneid abkauft. Und die Moral von der Geschicht: Manchmal kommt man langsamer schneller ans Ziel und auf jeden Fall lohnt es sich die Ruhe zu bewahren. Auch für dieses Buch gibt es leider keine deutsche Übersetzung und das, obwohl das Buch so erfolgreich verkauft wurde, dass der kleine blaue Pritschenwagen sogar in ein zweites Abenteuer geschickt wurde. Die englischen Originaltexte gibt es zwischenzeitlich auch als Kindl-Edition.
Bilderbücher leben von Illustrationen. Meine Favoriten: Eric Carle mit die Kleine Raupe Nimmersatt, Rod Clement mit Edward the Emu, Bruce Whatley mit Diary of a Wombat, Nicolas Oldland mit Making the Moose out of Life. Was ich nicht kann, gut beschreiben, was eine super Illustration von einer guten unterscheidet. Wer hat hier mehr Talent?

Samstag, 2. Mai 2015

Mein Lieblingsbilderbuch aus Australien ist "Edward the Emu". Es handelt von Selbstzweifeln, von einer Odyssee und von der Suche nach dem grossen Glück. Am Ende findet Edward the Emu die grosse Liebe und zwar nicht irgendwo, sondern am Startpunkt seiner Reise. Das Buch ist in Reimen verfasst und ein grossartiges Vorlesebuch. Die Illustrationen sind brillant und humorvoll und bieten viele Gelegenheiten zum Lachen. Und man lernt auch was: Ohne Selbstvertrauen hat man es schwer im Leben und manche Reise führt nicht zum Ziel, muss aber dennoch unternommen werden, weil sie auf ungeahnte Weise neue Gelegenheiten eröffnet. Aus dem Original von Sheena Knowles und Rod Clement: "Edward the Emu was sick of the zoo. There was nowhere to go and nothing to do. And compared to the seals that lived right next door, well being an Emu was frankly a bore." Das Buch war so erfolgreich, dass es mit "Edwina the Emu" sogar eine Fortsetzung gefunden hat. Beide Bücher wurden nie in deutscher Sprache veröffentlicht. Sehr, sehr schade. Warum eigentlich nicht?