P.S.: Zum Schluss noch eine wichtige Korrektur. Soeben habe ich entdeckt, dass das Buch unter dem Titel "Tagebuch eines Wombat" in deutscher Übersetzung 2014 beim Gerstenbergverlag erschienen ist. Dafür vielen Dank nach Hildesheim. https://www.gerstenberg-verlag.de/suche.html?suche=tagebuch+wombat&suchen=suchen
Ein gutes Bilderbuch macht Lust und animiert zum Lesen, Lachen und Lernen und zwar von 0 bis 99 Jahre.
Freitag, 8. Mai 2015
Diary of a Wombat, Jackie French and Bruce Whatley
Die Lokführer streiken, Deutschland steht still. Wer trägt die Schuld? Die öffentliche Meinung dazu ist gebildet. Ein Perspektivwechsel ist nicht in Sicht. Warum auch? Dass Perspektivwechsel manchmal ganz erhellend sein können, zeigen Jackie French und Bruce Whatley in einem der besten Bilderbücher die Down Under zu bieten hat. Leider gibt es mal wieder keine deutsche Übersetzung. Echt schade. Wenn sich jemand mit dem Handel von Lizenzrechten auskennt, bitte melden. Ich biete mich als Geschäftspartner an und übernehme auch gleich die Übersetzung. Nun aber zurück zum Inhalt. Das australische Bilderbuch handelt von einem Wombat, der eine Menschenfamilie als Nachbar bekommt. Jetzt ist für den Wombat Schluss mit lustig, könnte man meinen. Aber weit gefehlt. Vielmehr erleben die Menschen mit dem Tier ihr blaues Wunder. Bald müssen sie ihr Blumenbeet neu anpflanzen, die Karottenernte können sie in den Wind schreiben, die durchgebissene Tür muss repariert werden und nicht zuletzt gilt es den Hunger des kleinen Wombat zu stillen. Am Ende gräbt sich der Wombat ein neues Erdloch, und zwar direkt unter das Haus der Familie, damit er den Menschen noch etwas näher sein kann. Die Moral von der Geschicht lautet dann so: "Have decided that humans are easily trained and make quite good pets." In dieser Schlusspointe liegt die Stärke des Buches. Sie stellt die Welt des Lesers auf den Kopf. Nicht der Mensch macht sich den Wombat zum Haustier, sondern umgekehrt. Durch diesen Perspektivwechsel gewinnt der Wombat weitere Sympathiepunkte beim Leser, der sich ob dieser komischen Wendung den Bauch vor lauter Lachen halten muss. Das Buch ist dazu grossartig illustriert. Es macht nicht nur Spass es vorzulesen, sondern auch einfach nur die Bilder zu betrachten. Viele Ideen im Buch sind natürlich nicht ganz neu. Es ist offensichtlich, dass Jackie French einiges vom Erzählstil des grossen Eric Carle abgeschaut hat und auch der Perspektivwechsel zwischen Mensch und Tier findet man schon an anderer Stelle. Dennoch, hier wurden gute Ideen auf hervorragende Weise neu arrangiert und mit einer einzigartigen Illustration versehen, so dass ein eigenständiges Meisterwerk entsteht, dass uns lehrt die Welt nicht eindimensional wahrzunehmen, sondern auch das Undenkbare in den Blick zu nehmen.
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