Freitag, 15. Mai 2015

Monkey Puzzle von Julia Donaldson

Im Jahr 2000 haben Julia Donaldson und Axel Scheffler "Monkey Puzzle" veröffentlicht, das 2006 unter dem Titel "Wo ist Mami" bei Beltz & Gelberg erschienen ist. Die Geschichte folgt ziemlich genau dem Erzählmuster des gestern vorgestellten Buches "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat". Es gibt jedoch einen grundsätzlichen Unterschied. Während der Maulwurf alleine loszieht, um den Verursacher seines Problems zu finden, vertraut sich der kleine Affe bei Donaldson und Scheffler einem Schmetterling an. Der Suchauftrag wird somit delegiert. Dieser Kniff eröffnet dem Bilderbuch, das in seiner gereimten Form hervorragend zum Vorlesen geeignet ist, eine zusätzliche Dimension. Die Detektivgeschichte ("Wir suchen und finden Deine Mama") wird nämlich um ein Verständigungsproblem (Wie, deine Mama sieht aus wie du, bei meinen Kindern ist das nicht so) angereichert. Diese wird so gut entwickelt, dass sich eine Verwechslungsgeschiche ergibt, die Kinder zum Lachen bringt und gleichzeitig an der vermeintlichen "Dummheit" des Schmetterlings verzweifeln lässt. Wie sich erst sehr spät herausstellt ist der Schmetterling nicht dumm, sondern bei der Suche nach der Affenmama einfach auf dem Holzweg. Er begeht zwei Fehler: Erstens, hört er nie richtig zu, wenn das Affenbaby seine Mama beschreibt, wobei die Beschreibung auch immer implizit davon ausgeht, dass der Schmetterling natürlich weiss, dass eine Affenmama so ähnlich aussieht wie ihr Kind. Zweitens geht er von falschen Voraussetzungen aus, weil er überzeugt ist, dass die Affenmama auf keinen Fall aussehen kann wie das Affenbaby, schließlich sehen seine Schmetterlingslarven auch überhaupt nicht wie ein Schmetterling aus. Diese falsche Annahme macht die Suche nach der Affenmama zu einem Fiasko. Die falsche Annahme ist ursächlich dafür, dass die Detektivgeschichte über lange Zeit kein gutes Ende findet, weil immer den falschen Spuren gefolgt wird. Der Schmetterling sucht zwar nach der Affenmama, findet sie aber aufgrund seiner sich vom Affenbaby unterscheidenden Weltanschauung nicht, was die Familienzusammenführung verhindert. Erst als das Problem der unterschiedlichen "Weltbilder" erkannt und mittels Kommunikation angeglichen wird, verläuft die Suche "fast" erfolgreich. Der Schmetterling bringt das Affenbaby zwar nicht zu seiner Mama, aber immerhin zu seinem Papa, der schließlich weiss, wo die Mama ist und die Verbindung herstellen kann. Pädagogisch erfüllt das Bilderbuch damit drei Ziele:
1. Auf der Suche nach der Affenmama werden dem Leser die Tiere des Dschungels sowie ihre wesentlichen Charakteristika vorgestellt.
2. Das Bilderbuch lehrt, dass das Problem des Affenbabys erst gelöst wird, wenn die Ursache für das Problem beseitigt ist. Dazu kann nicht ein beliebiges Tier gefunden werden sondern es muss ein ganz besonderes, nämlich die Mutter, ausfindig gemacht werden.
3. Um erfolgreich zu sein, müssen Teammitglieder von identischen Voraussetzungen ausgehen. Liegen unterschiedliche Definitionen vor, dann wird das eigentliche Ziel, die erfolgreiche Suche nach der Affenmama, nach dem Affenbaby und Schmetterling unbestritten streben, verfehlt.
Das Bilderbuch von Donaldson und Scheffler hat sicherlich nicht ganz die Qualität von "The Gruffalo und Tiddler - The Story Telling Fish", aber es besteht kein Zweifel, dass es sich um ein ganz besonderes Kinderbuch handelt, dem man unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken sollte.

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