Freitag, 22. Mai 2015

1960er bis 1980er Revivals und mitternächtliche Spukzeit

Jeden Tag ein Post, das hatte ich mir eigentlich für diesen Blog vorgenommen. Gestern war es damit aber nichts. Meine Tochter hat mich fertig gemacht. Um 20 Uhr bin ich mit ihr eingeschlafen und jetzt erst wieder aufgewacht. Wieder einschlafen? Fehlanzeige. Für das kleine Gespenst von Otfried Preussler ist jetzt Zeit für "eine Stunde spuken". Im zurückliegenden Jahr war für mich in solchen Situationen Zeit, um selbst Kinderbücher zu schreiben. Ob ich dabei nur zum eigenen Zeitvertreib gespukt habe, oder ob daraus noch mehr werden kann, muss sich noch zeigen. Die Manuskriptversendung an die Verlage im deutschsprachigen Raum ist jedenfalls eine Ochsentour mit ungewissem Ausgang. Die ersten Absagen sind zwischenzeitlich da. Immer programmatisch begründet, weshalb weiterhin Hoffnung besteht. Gestern kam nun die erste Absage von einem grossen Verlag aus Ravensburg. Freundlich verfasst und kompetent und überzeugend begründet. Das schmerzt, aber damit war zu rechnen. Der Marathon ist noch nicht beendet und es ist auch noch nicht die Zeit gekommen, um sich mit Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf-Erlebnissen zu motivieren.
Was ich heute aber eigentlich sagen will: In meinen mitternächtlichen Spukstunden habe ich mich schon oft gefragt, warum die genialen Bilderbücher der 1960er bis 1980er Jahre nicht einfach mit einer gefälligeren Illustration neu aufgelegt werden. Zugespitzt formuliert: Die Bestseller der Pappmaschee und Papierschnitzelkleberzeit würden doch auch heute wieder alle Rekorde brechen, wenn man sie optisch aufgepeppt auf den Markt bringen würde. Dazu zähle ich z. B. Bücher von Eric Carle, Maurice Sendac, Leo Lionni und auch Ellen Stoll Walsh. Insgesamt würde ich mir persönlich ein Revival des großartigen Lebenswerks von Leo Lionni wünschen. Dieser Mann hat eine gesellschaftliche Position vertreten, die sich in seinen Büchern wiedergespiegelt hat. In unserer Zeit steht mir die Lust am Lesen und Lachen zu sehr im Vordergrund bei der Bilderbuchproduktion. Ich wünsche mir eine stärkere Betonung des Lernens und zwar auf zwei Ebenen: der Ebene der klassischen Wissensvermittlung und der Ebene des moralischen Kompasses. Warum traut sich kein Verlag an die Bilderbuchklassiker ran und veröffentlicht sie mit neuen Illustrationen und/oder auch der einen oder anderen textlichen Anpassung? Gibt es dafür handfeste Gründe, die ich nicht sehe?

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